Wir freuen uns sehr die Hauptpreisträgerin des 2. Drehbuchwettbewerbs bekannt geben zu können:
Das Treatment Trude von Lisa Terle konnte die hochkarätige Jury überzeugen.
Die Hauptpreisträgerin wird dafür mit einem Preisgeld in der Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet. Zusätzlich erhält sie eine dramaturgische Begleitung zur Erarbeitung eines Drehbuchs. Wir gratulieren sehr herzlich!
Jurybegründung
Prämiert wird ein Treatment in dem die Protagonistin in fein differenzierten Beziehungen zu drei anderen Frauen steht, so dass beim Lesen atmosphärische Bilder im Kopf entstehen. Die Geschichte ist als Kammerspiel inszeniert und spannt sich in der derzeitigen Fassung über einen Tag und eine Nacht bis zum nächsten frühen Morgen. Alles in allem wird ein stimmiger Eindruck der Stadt Wien in den 1920er Jahren erzeugt: Historische Gesellschaftsbezüge werden auf mikro- und makro-sozialer Ebene als Milieustudien zwischen künstlerischer Bourgeoisie und lohnabhängigen Arbeitern und Arbeiterinnen inmitten aufbrechender Geschlechterverhältnisse und säkularisierter Religionsbezüge skizziert.
Im Fotoatelier der Trude Fleischmann entsteht das bekannte „Nacktportrait“ der Tänzerin Claire Bauroff, über dessen Entstehung auch das berufliche und private Verhältnis Trudes zur Fotoassistentin Steffi Brandl thematisiert wird. Rund um das Dreieck zwischen Trude – Steffi – Claire spielt auch die Mutter Trude Fleischmanns als wohlhabende und interessierte Unterstützerin ihrer Tochter eine ambivalente Rolle in Trudes Leben, das von konzentrierter Arbeit und lustvollen Festen geprägt ist.
Der Film ist ein Portrait über eine Zeitperiode in der „Nacktheit“ nicht nur „Objekt-sein“ sondern auch selbstermächtigender Ausdruck oder „Kostüm“ sein konnte. Der Film ist auch Portrait über Wiens lebendige Künstler*innenszene kurz vor dem Nationalsozialismus. Es ist ein Film über das „Fotografieren“ als Medium selbst; über das Reflektieren von Bilder-Mächten, Menschen, Körpern, Erotik, Faszination und die dabei entstehenden Hierarchien und Machtverhältnissen vor und hinter der Kamera.
Das Treatment zeichnet neugierigen Aufbruch und nervöse Spannung im Privaten wie auch im größeren gesellschaftlichen Rahmen und gibt den Frauenfiguren auf undramatische Weise viel Raum. Diese Selbstermächtigung der Frauen zeigt, wie aktuell und hochpolitisch diese Geschichte in vieler Hinsicht auch heute ist.
Trude
Wien, 1924: die aufstrebende jüdische Fotografin Trude Fleischmann trifft auf die schöne junge Tänzerin Claire Bauroff. Ein Fotoshooting der besonderen Art erweist sich als Wechselspiel von Sehen und Gesehen-Werden, Entblößen und Verhüllen, das nicht nur in der Fotografie, sondern auch in den beiden Frauen permanente Spuren hinterlässt.
Die feierliche Preisverleihung fand am 22. März 2018 im Filmcasino in Wien statt.
Wir freuten uns sehr, die Autorin und Regisseurin Jutta Brückner als Festrednerin gewinnen zu können. Für die Preisverleihung schrieb sie die Rede “Immer Ärger mit den Frauenbildern! Wir brauchen dringend andere und bessere Bilder. Aber was ist der Unterschied zwischen feministische Filme machen und feministisch Filme machen?”.
Aufgrund eines Streiks einer Fluglinie konnte Jutta Brückner ganz kurzfristig nicht anreisen. Erfreulicherweise konnte spontan Ersatz gefunden werden: Die österreichische Journalistin Julia Pühringer erklärte sich bereit, die verschriftlichte Rede vorzutragen.
Die Festrede zum Nachhören >
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Die Preisträger*innen der ersten Stufe und somit Nominierten für den Hauptpreis
von IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT waren:
Die Jury hat aus 77 (!) eingereichten Exposés diese fünf ausgewählt, die mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro ausgezeichnet wurden. Die Auszeichnung schloss eine dramaturgische Begleitung durch erfahrene Drehbuchautor*innen mit ein, die gemeinsam mit dem Preisträger*innen ausgewählt wurden.
Im Zeitraum von Oktober 2017 bis Februar 2018 wurden die ausgewählten Exposés von den Preisträger*innen zu Treatments weiterentwickelt und für den Hauptpreis eingereicht.
Wir danken der fünfköpfigen Jury für ihre Fachkenntnis:
Katrina Daschner, Künstlerin und Filmemacherin (Pfauenloch), Preisträgerin des Vorjahres
Eva Flicker, Professorin am Institut für Soziologie der Universität Wien,
Arbeitsschwerpunkte u.a.: Feministische Filmsoziologie und Gender Studies
Christian Frosch, Drehbuchautor, Regisseur (Murer – Anatomie eines Prozesses)
Johanna Moder, Drehbuchautorin, Regisseurin (High Performance)
Cornelia Travnicek, Schriftstellerin (Chucks, Parablüh ¬– Monologe mit Sylvia)
Der Preis
Frauen*figuren auf der Leinwand bestimmen die Bilder von Frauen in unserer Gesellschaft. Role-Models jenseits der Klischees zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, machen Mut, üben Kritik und verhelfen Zuschauer*innen dabei, sich neu zu positionieren.
Der 2016 initiierte zweistufige Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT. Frauen*figuren jenseits der Klischees unterstützt Autor*innen bei der Entwicklung innovativer Frauen*figuren mit dem Ziel mehr Vielfalt, Lebendigkeit und neue Vorbilder in die Drehbücher und damit auch in die österreichischen und internationalen Kinos zu bringen.
Neue Ausschreibung des Wettbewerbs im Mai 2018
Eine Initiative des Drehbuchforum Wien und des Österreichischen Filminstituts/gender*in*equality in Kooperation mit FC GLORIA Frauen Vernetzung Film.
Ausführliche Beschreibungen der Nominierten und die Biografien der Jurymitglieder finden Sie weiter unten.
Jutta Brückner, Autorin und Regisseurin
Festrednerin zur Preisverleihung
Seit 1972 Drehbuchautorin für TV-Serien und Kinofilme, u.a. als Ko-Autorin für Volker Schlöndorffs Der Fangschuss und Ula Stöckls Eine Frau mit Verantwortung. Daneben filmtheoretische Texte, Filmkritiken, Essays und Bücher. Autorin und Regisseurin von Dokumentar-, Essay- und Spielfilmen: u.a. Ein Blick – und die Liebe bricht aus, Kolossale Liebe, Hitlerkantate. Professorin für narrativen Film an der Universität der Künste Berlin bis 2006; Direktorin der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste Berlin bis 2015.
Die Preisträger*innen der 1. Stufe des Wettbewerbs
(mit jeweils 5.000 Euro dotiert) und die Jurybegründung:
Jurybegründung
Was passiert, wenn das Schlimmste eintritt und ein Kind zu Tode kommt, die Mutter jedoch nicht wie erwartet auf dieses tragische Schicksal reagiert? Das Fehlen von Hannah erzählt ein schreckliches Ereignis aus drei unterschiedlichen Perspektiven auf unterschiedlichen Zeitebenen. Die betroffene Mutter bleibt Projektionsfläche. Aber die Irritation über ihren Umgang mit Schmerz, ihr offensichtliches Verweigern von Trauer, beeinflusst das Leben der Protagonistinnen nachhaltig.
Diese klug gebaute Geschichte fesselt und hinterfragt vorgefertigte Erwartungshaltungen. Das Identifikationsbedürfnis mit einer Hauptfigur und der Point of View innerhalb der Erzählung werden spielerisch dekonstruiert. Das Exposé von Fehlen von Hannah verspricht einen spannenden, fein beobachteten Film über Frauen, die den Mut haben, anders zu sein. Und erst wenn Normen in Frage gestellt werden, beginnt Veränderung.
Das Fehlen von Hannah
Ein Kind stirbt bei einem Unfall unter mysteriösen Umständen. Aus drei Frauenperspektiven wird ein Blick auf die Mutter geworfen. Sie trauert nicht so, wie es von ihr erwartet wird und nimmt dadurch Einfluss auf die Schicksale der anderen.
Jessica Lind
Jessica Lind, geboren 1988 in St. Pölten, lebt und arbeitet als selbständige Drehbuchautorin und Dramaturgin in Wien. Sie studiert im Masterstudium Drehbuch an der Filmakademie Wien. Neben diversen Stipendien im literarischen wie filmischen Bereich gewinnt sie 2015 den Open Mike Prosapreis. 2017 ist sie Stipendiatin beim Klagenfurter Literaturkurs, der jährlich im Rahmen des Bachmannpreises stattfindet. Veröffentlichungen im Rundfunk, Anthologien und Zeitschriften.
Jurybegründung
Hedy Lamarr, 1914 in Wien geboren und im Jahr 2000 in Florida verstorben, ist mit Sicherheit die einzige Person, die sowohl einen Stern an Hollywoods Walk of Fame hat, als auch Preisträgerin der Electronic Frontier Foundation ist. Ihr Beitrag in der Grundlagenforschung des “frequenzy hoppings”, jener Erfindung auf der wesentlich die mobile Telophonie und Bluetooth basiert, stellt das Zentrum dieses ungewöhnlichen Biopics dar. Ein Film, der die gealterte Diva zeigt, die sich höchst geerdet und vital einem windigen Physiker zur Wehr setzt, der Hedy ihre Erfindung abluchsen möchte. Das Exposé verspricht eine heitere Hommage an die Grande Dame des Glamourkinos, der es eben nie gereicht hat nur die schönste Frau der Welt zu sein. Hedy Lamarr widersprüchlich und widerständig, eine Geschichte, die erzählt werden muss.
Hedys Ekstase
Hedy Lamarrs Stern hat 1966 zu sinken begonnen. Wegen Ladendiebstahls festgenommen, begegnet sie nach ihrer Freilassung dem Physiker James Stecher. Er weiß von Hedys Erfindung, will aber weit mehr darüber erfahren. In den nächsten Tagen entspinnt sich eine komplexe Beziehung zwischen den beiden, von Hedys Hoffnung getragen, endlich eine neue Liebe gefunden zu haben, von Stechers Ehrgeiz geleitet, ihr die letzten Geheimnisse ihrer Erfindung zu entlocken.
Peter Stephan Jungk
Jungk wurde 1952 im kalifornischen Santa Monica geboren. Er verbrachte Kindheit und Jugend in Wien, Berlin und Salzburg. Er ist freier Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer. Seine bekanntesten Werke: Franz Werfel: Eine Lebensgeschichte, Tigor, Die Unruhe der Stella Federspiel, Die Reise über den Hudson. Sein Roman Der König von Amerika über Walt Disney diente dem amerikanischen Komponisten Philip Glass als Vorlage für dessen Oper The Perfect American. Der Dokumentarfilm Auf Ediths Spuren, der auf etlichen Festivals und im Frühjahr 2017 in den österreichischen Kinos zu sehen war, basiert auf Jungks 2015 erschienenem Buch Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart. Es erzählt die Biografie seiner Großtante, einer bekannten Fotografin, die als Geheimagentin für die Sowjetunion tätig war. Jungk lebt mit Frau und Tochter in Paris.
Lillian Birnbaum
Birnbaum ist in New York, USA geboren, in Wien aufgewachsen und lebt zwischen Paris und Wien. 1983 begann sie ihre Karriere als Fotografin, es folgten mehrere publizierte Fotobücher und internationale Ausstellungen. Von 1998 bis 2009 arbeitete sie mit dem Schweizer Filmproduzenten Arthur Cohn zusammen und entwickelte mehrere erfolgreiche Drehbücher. Darüber hinaus war sie bei vielen Filmen die ausführende Produzentin wie etwa dem Oscar-Preisträger One Day in September (Regie: Kevin Macdonald). Von 2000 -2002 führte sie bei Musik-Clips Regie zum Beispiel für die Deutsche Grammophon und Anne-Sophie Mutter.
2007 realisierte sie gemeinsam mit Peter Stephan Jungk Eine Brücke zwischen zwei Welten, eine Hommage an den amerikanischen Dirigenten Andre Previn.
2012 begann Lillian Birnbaum mit der in Wien gegründeten Firma peartree-entertainment Stoffe für Spiel- und Dokumentarfilme zu entwickeln, zuletzt Peter Stephan Jungks Dokumentarfilm Auf Ediths Spuren, der erfolgreich 2017 in den österreichischen Kinos lief.
Jurybegründung
Mit dem Exposé zu dem Film Mi zeichnet die Jury einen Film aus, der visuell und narrativ ein faszinierendes Abenteuer ist. Während der Film zwar behauptet ein Road-Movie zu sein, ist er gleichzeitig einer, an dessen Ende keine Selbstfindung steht. Vielmehr befragt der Film permanent seine Protagonist*innen und das Medium Film selbst. Uns begegnen weder klar konturierte Figuren noch zuverlässige Landschaften. Es ist im Gegenteil ein Aufgeben der Formen: sowohl der verhandelten Beziehungen wie auch ein Aufgeben von Stabilität der filmischen Formen. Mit komödiantischem Grundton in den Dialogen treten die fluiden Subjekte bzw. Protagonist*innen eine Reise ins Ungewisse an. Ihre Unsicherheiten, Ängste oder auch ihr maßloser Mut werden visuell in experimenteller Weise in Bilder übersetzt, die sich bekannten Sehgewohnheiten des Spielfilmes entziehen…
Das Spiel mit dem Fokus, den Untertiteln oder auch dem Ton wird benutzt um bekannten Beziehungsmustern entgegen zu treten um sie letztlich zu erweitern.
Mi – ein Roadmovie mit fantastischen Elementen, die nicht drogeninduziert sind
Eine unaufgeregte Odyssee in einer unbestimmten Zeit, die keine Heldinnentaten benötigt; eine verträumte Parabel mit absurder Komik über das Leben als Reise. Es geht um das Zelebrieren des Moments, die Schönheit des Ephemeren und die Veränderbarkeit des Selbst im Laufe des Weges – ein Hoch auf Diversität und die beginnt bereits im Individuum.
Weina Zhao
1986 in Peking geboren. Aufgewachsen in Wien, sammelte sie nach dem Masterstudium der Sinologie Erfahrungen als Regie- und Produktionsassistentin u.a. bei China Reverse (2013, R: Judith Benedikt), Zuhause (2013, R: Nariman Mansouri & Weina Zhao), Das Fieber (in Entstehung, R: Katharina Weingartner). Seit 2012 setzt sie eigene Projekte, z.B. A Tale of Two Families, (R: mit Judith Benedikt) um. Sie lebt und arbeitet als Filmemacherin, Übersetzerin und Kulturvermittlerin in Wien.
Ines Hochgerner
1982 in St. Pölten geboren und lebt als bildende und Medien-Künstlerin in Wien.
Im Rahmen ihres Studiums an der Universität für angewandte Kunst Wien (Malerei, Johanna Kandl) sammelte sie Erfahrungen anhand eigener experimenteller Kurzfilm-Projekte, sowie im Rahmen von Dokumentationen performativer, künstlerischer Projekte von u.a. Helmut & Johanna Kandl, Lina Lapelyte, Ruth Proctor und Peter Fritzenwallner.
Jurybegründung
Der Film Trude ist ein Film über zwei wunderbare Künstlerinnen. Im Wien der 1920er Jahre begegnen wir der Fotografin Trude Fleischmann und der Tänzerin Claire Bauroff. Im berühmten Atelier von Trude Fleischmann entsteht das bekannte „Nacktportrait“ von Bauroff. Bereits im vorliegenden Exposé ist das große Potenzial zu erkennen, wie aktuell und hochpolitisch diese Geschichte in vielen Aspekten auch heute wieder ist. Ein Portrait über zwei unabhängige Frauen, die nicht nur Künstlerinnen sondern bereits in jungen Jahren gute Geschäftsfrauen waren. Ein Portrait über eine Zeitperiode in der „Nacktheit“ nicht nur „Objekt-sein“ sondern auch selbstermächtigender Ausdruck oder „Kostüm“ sein konnte. Und auch ein Portrait über Wiens lebendige Künstler*innenszene kurz vor dem Nationalsozialismus. Trude ist auch ein Film über das „Fotografieren“; über das Reflektieren von Bilder-Mächten und dabei entstehende Hierarchien. Etwas, das bis heute im Film ein großes Thema ist: Wer steht hinter der Kamera, wer davor und welches Einverständnis oder auch welche Faszination gibt es unter den Beteiligten für diese Situation.
Trude
Wien, 1924: die aufstrebende jüdische Fotografin Trude Fleischmann trifft auf die schöne junge Tänzerin Claire Bauroff. Ein Fotoshooting der besonderen Art erweist sich als Wechselspiel von Sehen und Gesehen-Werden, Entblößen und Verhüllen, das nicht nur in der Fotografie, sondern auch in den beiden Frauen permanente Spuren hinterlässt.
Lisa Terle
Lisa Terle, geboren am 11.03.1983 in Klagenfurt/Kärnten. Nach für Schriftstellerkarriere förderlicher tragisch-schöner Kindheit die Ausbildung an der HTBLA Ortwein für Kunst und Design in Graz fortgesetzt. Der Allgemeinbildung mit Studien in Kunstgeschichte und Anglistik/Amerikanistik an der Karl Franzens Universität Graz Rechnung getragen, danach ab 2007 Studium an der Filmakademie Wien/Buch und Dramaturgie. Verschiedene Lebenswirrungen durchstanden, 2011 ein Kind bekommen und nun Konzentration auf das Schreiben.
Jurybegründung
Dieser Film ist eine lebensnahe Geschichte über jugendlichen Burnout in einer desolaten Familie, die das sehr aktuelle und gleichsam wenig beachtete Thema Jugendpsychiatrie aufgreift. Das Exposé, welches auf einem bereits vorliegenden und erfolgreichen Roman basiert, überzeugt sowohl mit einem liebevoll gezeichneten Schwestern-Duo, als auch mit der Darstellung der neurologischen Anstalt und ihrer jungen Patienten und Patientinnen. Als die Schwestern gemeinsam “mit einem charmanten Irren”, wie es in der Inhaltsangabe heißt, aufbrechen, um nach einem verlorenen Bruder zu suchen, verwandelt sich das Drama schnell in ein Roadmovie. Trotz der Schwere der Themen behält die Geschichte eine überzeugende Leichtigkeit im Tonfall.
Zwischen Schaumstoff
LISA (17) und ihre jüngere Schwester DAISY (7) sind ihre eigene kleine Insel in einer desolaten Familie. Bald landet Lisa wegen Burnout auf der neurologischen Anstalt. Die Mädchen müssen das erste Mal getrennt voneinander zurechtkommen. Überraschend entdeckt Lisa, dass es noch einen verheimlichten älteren Bruder gibt und beschließt ihr Leben in die Hand zu nehmen: sie bricht gemeinsam mit Daisy und einem charmanten Irren auf eine abenteuerliche Reise auf.
Didi Drobna
1988 in Bratislava geboren. Studierte Kommunikationswissenschaft und Germanistik an der Universität Wien, als auch Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Ihre literarische Arbeit wurde mit verschiedenen Preisen (ua. FM4 Wortlaut, Floriana) und Stipendien (ua. Start-Stipendium, Mira Lobe-Stipendium) ausgezeichnet, ihr Debütroman war 2016 „Innsbruck liest“-Buch. Ihr neuer Roman erscheint 2018 bei Piper. Hauptberuflich leitet sie die Kommunikation & Presse eines IT-Forschungszentrums.
Achmed Abdel-Salam
Freier Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler. Geboren 1983 in Wien, entdeckte er seine Leidenschaft für das Erzählen bereits in der Kindheit. Die ersten selbst verfilmten Drehbücher führten ihn 2010 schließlich an die Filmakademie Wien, wo er derzeit das Masterstudium Buch und Dramaturgie betreibt. 2013 wurde er mit dem Carl Mayer-Förderungspreis ausgezeichnet, 2014 erhielt er ein Jahresstipendium der Literar Mechana. Das von ihm illustrierte Kinderbuch Der Online-Zoo wird landesweit an Volksschulen und Kindergärten zur ersten medienpädagogischen Erziehung eingesetzt.
Derzeit arbeitet er an der Realisierung eines Horrorfilms und entwickelt als Mitglied eines Writers’ Room eine TV-Serie.
Impulsreferat von Maya Götz
Wir freuen uns sehr die international renommierte Medienwissenschaftlerin und Medienpädagogin Maya Götz als Impulsreferentin für die Preisverleihung gewonnen zu haben. Sie hielt zum Auftakt der feierlichen Veranstaltung den Kurzvortrag “Schön begrenzt: Lillifee, Wonderwoman und Topmodel. Die Fallen aktueller Mädchen- und Frauenbilder und wie wir sie verändern können.” Dieser beleuchtete kritisch moderne Weiblichkeitsbilder für Mädchen und Frauen. Anhand aktueller Forschungsergebnisse wurden die Funktionsweisen des Marktes verdeutlicht und die Blinden Flecken in TV und Film unterhaltsam aufbereitet.
Dr. phil. Maya Götz
Studium an der Pädagogischen Hochschule zu Kiel, anschließend promovierte sie 1998 an der Gesamthochschule Kassel mit der Dissertation: “Fernsehen im Alltag von Mädchen: Facetten der Medienaneignung in der weiblichen Adoleszenz” (Buchtitel: “Mädchen und Fernsehen”).
Seit 1999 wissenschaftliche Redakteurin im Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), dem sie seit 2003 als Leiterin vorsteht. Seit 2006 leitet sie zudem den PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL, das international renommierteste Festival und Netzwerk für Kinderfernsehen weltweit. Ihr Hauptarbeitsfeld ist die Forschung in den Themenbereichen “Kinder/Jugendliche und Fernsehen” und geschlechterspezifische Rezeption. Sie führte über 180 Studien zum Kinder- und Jugendfernsehen durch und publizierte über 240 Artikel sowie 13 Bücher zu dem Thema. Ihr aktuelles Buch: Warum seh‘ ich nicht so aus? Fernsehen im Kontext Essstörungen, München: 2016
Ausschreibung 2017
Eine Initiative des Drehbuchforum Wien und des Österreichischen Filminstituts/gender*in*equality
• Weibliche Hauptrollen mindern Einspielergebnisse
• Komödien mit weiblichen Hauptdarstellerinnen sind ein riskantes Geschäft
Das sind zwei von fünf Hollywood-Lügen, welche die New York Times vom 2. Mai 2017 widerlegt, siehe Artikel NYT >
Die anderen drei beziehen sich auf Schauspieler*innen mit schwarzer Hautfarbe, Migrationshintergrund oder in fortgeschrittenem Alter.
Diesen hartnäckigen und dennoch falschen Behauptungen entgegenzutreten, ist einer von vielen Gründen, den erfolgreichen Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT. Frauen*figuren jenseits der Klischees 2017 fortzusetzen.
Die überdurchschnittlich hohe Einreichzahl mit 85 Exposés (70 davon von Frauen) und das enorme Echo waren ein wichtiges Zeichen an die Branche. Es gibt ganz offensichtlich viele spannende Ideen und großes Interesse am Thema. Durch den Drehbuchwettbewerb fühlten sich viele Autor*innen ermutigt, bewusst andere Stoffe zu erzählen und differenzierte Frauen*figuren zu entwickeln.
Mit einer gezielten Unterstützung von Drehbuchautor*innen bei der Entwicklung von Frauen*figuren jenseits der Klischees wollen das Drehbuchforum Wien und das österreichische Filminstitut dazu beitragen, dass heimische Autor*innen ihre Ideen in einem finanziell abgesicherten Rahmen frei ausarbeiten können, ohne (wie oft üblich) in Vorleistung zu gehen und ohne sich an vermeintlichen Erfolgsrezepten orientieren zu müssen.
Der Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT wird zusätzlich zu den gut dotierten Preisgeldern und der dramaturgischen Begleitung der Preisträger_innen auch 2017 wieder ein Pitching von 20 Stoffen aus der Shortlist beinhalten, um möglichst vielen der für den Wettbewerb entwickelten Einreichungen einen guten Start in die Drehbuchentwicklung zu geben.
Wir wünschen uns, dass die für den Wettbewerb entwickelten Stoffe auch bei Produktionsfirmen und Förderstellen Interesse wecken und der Wettbewerb außerdem zu einer gendergerechteren Verteilung der Fördermittel beitragen wird.
Der zweistufige Drehbuchwettbewerb richtet sich an die österreichische Filmbranche. Einreichberechtigt sind Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren, Nachwuchsautorinnen und Nachwuchsautoren österreichischer Nationalität oder EU- oder EWR-Bürger*innen mit ständigem Wohnsitz in Österreich.
Einzureichen sind Exposés für abendfüllende Kino-Spielfilme mit mindestens einer zentralen Frauenfigur. Alle Genres und Formate sind willkommen, auch mit Komödien können etablierte Stereotypen demaskiert und treffsicher Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Die Preisgelder kommen den Autor*innen zugute.
Einreichfrist
Exposés können ab sofort eingereicht werden.
Einreichfrist: 31. August 2017, es gilt das Datum des Poststempels.
Jury
Die Jury setzt sich aus 5 Expert_innen zusammen und entscheidet mit einfacher Mehrheit. Die Entscheidung der Jury ist am Rechtswege nicht anfechtbar.
Preisgeld
1. Stufe: 5× 5.000 Euro und dramaturgische Begleitung zur Entwicklung eines Treatments
2. Stufe: 1× 15.000 Euro und dramaturgische Begleitung zur Entwicklung eines Drehbuchs
Den ausgewählten Autor_innen wird die erste Hälfte des Preisgeldes bei Auswahl, die zweite Hälfte bei Fertigstellung des Treatments, in der zweiten Stufe bei Fertigstellung des Drehbuchs ausbezahlt.
Zeitplan
1. Stufe
2. Stufe
°)Geena Davis leistet seit Jahren mit den vielfältigen Aktivitäten ihres Institute on Gender in Media wichtige Beiträge. If she can see it, she can be it, das Motto des Geena Davis Institute on Gender in Media, haben wir aus diesem Grund als Titel des Drehbuchwettbewerbs gewählt.
Einreichunterlagen
Von Antragsteller*innen, die nicht auf ein verfilmtes Langspielfilm-Drehbuch oder 3 verfilmte Serien-Folgen verweisen können, oder über eine fundierte Drehbuchausbildung verfügen, benötigen wir zusätzlich eine Drehbuchszene mit Dialogen, aus der ein Szenenaufbau und der Umgang mit Figuren ersichtlich werden.
Einreichungen sind in 6-facher Ausführung per Postweg an das drehbuchFORUM Wien zu richten oder können persönlich abgegeben werden.
Die Einreichunterlagen sind in Schriftgröße 12 Punkt und auf Deutsch (nach Rücksprache und nur in begründeten Fällen in Englisch) vorzulegen und mit einem Deckblatt (Titel und Autor*in) zu versehen.
Das Einreichformular ist extra und nur einmal beizulegen. Medien (DVDs, etc.) mit Arbeitsproben oder Referenzfilmen jeglicher Art können nicht berücksichtigt werden.
Die Teilnehmer*innen haben keinen Anspruch auf Ersatz von im Rahmen der Wettbewerbsteilnahme entstandenen Kosten.
Die Teilnehmer*innen nehmen zur Kenntnis, dass die eingereichten Exposés aus arbeitstechnischen Gründen nicht zurückgeschickt werden können.
Teilnahmebedingungen
In Kooperation mit film fatale – Interessengemeinschaft von Produzentinnen und Producerinnen Österreichs gibt es ein Pitching mit ausgewählten Stoffen.
Konzept: Drehbuchforum Wien (Wilbirg Brainin-Donnenberg) in Zusammenarbeit mit ÖFI Genderanliegen (Iris Zappe-Heller) und FC GLORIA Frauen Vernetzung Film
Organisation: Drehbuchforum Wien
Nähere Informationen zur Ausschreibung: Drehbuchforum Wien office@drehbuchforum.at, Tel. 01 526 85 03
Das Einreichformular mit den Teilnahmebedingungen finden Sie hier als PDF >
Katrina Daschner
Künstlerin und Filmemacherin, sie lebt seit über 20 Jahren in Wien. Von 2005 – 2010 lehrte sie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Von 2009 bis 2014 hostete sie den queeren „CLUB BURLESQUE BRUTAL“. In ihren Projekten, beschäftigt sie sich vorwiegend mit Sexualität, Machtstrukturen, sowie queer-feministischen (Körper-)Politiken und dem Transfer von theatralen Handlungen und Inszenierungen in den Ausstellungs- und Filmkontext. 2010 erhielt sie den Otto-Mauer-Preis. 2017 wurde sie mit dem „Großen Diagonale Preis für innovatives Kino“ ausgezeichnet. 2016 gewann sie den Hauptpreis beim Drehbuchwettbewerb „If she can see it, she can be it“ für ihr Treatment „Wanda und Nikita“.
Eva Flicker
Professorin am Institut für Soziologie der Universität Wien, Arbeitsschwerpunkte: Feministische Filmsoziologie und Visuelle Soziologie, Gruppendynamik, angewandte Organisationssoziologie, Gender Studies.
Aktuelle Projekte: Erster Österreichischer Film Gender Report (gemeinsam mit Lena Vogelmann, im Auftrag des Österreichischen Filminstituts und Bundeskanzleramts); Vortragsreihe und Workshow – 10 Jahre Visuelle Soziologie am Institut für Soziologie (gemeinsam mit Roswitha Breckner).
Christian Frosch
Drehbuchautor/Regisseur Geboren 1966 in Österreich. Lebt in Wien und Berlin
Ausbildung zum Fotografen an der Graphischen Wien.
Studium an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Regieseminare u.a. bei Tilda Swinton und Istvan Szabo. 10 Kurzfilme, 7 realisierte lange Kinodrehbücher, u.a. „Carl Mayer Förderungspreis 2005 u. 1998“, „Script 99“- Award, „Pear of the World“- Award Sochi, Seymour Cassel Award, Golden Iris Award Brüssel, Publikumspreis Diagonale, Preis der Akademie des österreichischen Films für das beste Drehbuch 2015.
Bislang für 5 lange Kinospielfilme als Autor und Regisseur verantwortlich. Mitbegründer der Produktionsfirma weltfilm gmbh.
Realisierte Filme (Auswahl): Murer – Anatomie eines Prozesses (2018), Von jetzt an kein zurück (2014), K.aF.ka fragment ((2002), Die Totale Therapie (1997)
Johanna Moder
Studium der Philosophie in Wien und Graz ab 1998. Ab 2001 studierte sie an der Universität für Darstellende Kunst/ Abteilung Film und Fernsehen unter der Leitung von Wolfgang Glück, Michael Haneke und Peter Patzak Regie. Währenddessen arbeitete sie als Regieassistentin und Skript bei diversen Spiel- und Dokumentarfilmen, (u.a. für Michael Glawogger, Barbara Albert, Helmut Köpping und Jörg Kalt). Sie drehte im Laufe ihres Studiums unterschiedlichste Kurz- und Dokumentarfilme, sowie Musikvideos, sowohl mit Laien als auch mit ausgebildeten Darsteller*innen, um die Formensprache des Mediums Film – auch mit dem Mittel der Improvisation – spielerisch für sich zu entdecken. 2005 erhielt sie das Cinestyria Filmstipendium (A). 2008 nahm sie am Berlinale Talent Campus (D) teil. Für ihren Kurzspielfilm „Her mit dem schönen Leben” wurde sie unter anderem mit dem Thomas-Pluch-Drehbuchförderpreis 2006 und dem Spielfilmpreis des internationalen Filmfestivals der Filmakademie Wiens 2007 ausgezeichnet. „High Performance“, ihr Abschlussfilm und erster Kinolangspielfilm, erlebte beim Max Ophüls Festival 2014 (D) seine Uraufführung und erhielt dort den Publikumspreis. Weiters wurde er neben mehreren internationalen Festivals für den Wettbewerb des Slamdance Filmfestivals 2015 (USA) ausgewählt und beim Kinofest Lünen 2014 (D) mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet. Sie arbeitet als Drehbuchautorin und Filmregisseurin, zusätzlich ist sie Teil des Künstlerkollektivs Gruppe Dagmar und Mitglied der Gruppe Eigenbau (Theater im Bahnhof, A). 2015 erfolgte eine performative Zusammenarbeit mit dem Kollektiv FOURDUMMIES (A) für den Steirischen Herbst.
Cornelia Travnicek
Sie studierte an der Universität Wien Sinologie und Informatik und arbeitet Teilzeit als Researcher in einem Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. für ihr Romandebüt “Chucks” (DVA 2012) mit dem Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich und dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium des Deutschen Literaturfonds. 2012 erhielt sie den Publikumspreis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt für einen Auszug aus ihrem Roman “Junge Hunde”. Neben einigen eigenständigen Publikationen veröffentlichte sie auch diverse Texte in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen. Der Roman „Chucks“ wurde im Jahr 2015 als österreichische Produktion verfilmt. Letzte Veröffentlichung: „Parablüh. Monologe mit Sylvia.“ Gedichtprojekt, Limbus, April 2017.