Die Strukturschablone des plotzentrierten Films, ihre Limitierungen und Auswirkungen
28. Juni 2018, 17.30 – 21.30 Uhr
Nach einem künstlerischen Aufbruch, der in den 1970er Jahren mit New Hollywood auch in die teuren amerikanischen Mainstreamproduktionen Eingang gefunden hatte, kam es in den 80ern gleichzeitig mit dem Aufschwung der neoliberalen Ideologie zu einem Backlash im Filmschaffen. Film als Produkt, das an den Mann und die Frau gebracht werden muss, stand wieder im Vordergrund, künstlerischer Anspruch und Inhalt verloren an Wichtigkeit.
Damit einher ging eine Verfestigung der Vormachtstellung der standardisierten, plotzentrierten Erzählung und ihrer strukturimmanenten Inhalte.
Obwohl nur eine von unzähligen Erzählstrukturen, bleibt die Behauptung ihrer Allgemeingültigkeit heute sowohl in der Ausbildung als auch in der Ratgeberliteratur meist unhinterfragt. Inhaltliche Limitierungen der normierten Struktur werden nicht wahrgenommen, andersartige wie zum Beispiel themengebundene Formen werden nur in Bezug auf sie definiert oder ganz vernachlässigt. Filmschaffende, aber in Folge auch Zuschauer, entwickeln einen blinden Fleck für Konstruktionen und Inhalte, die der Schablone nicht entsprechen. Sie werden als Abweichungen, als Fehler wahrgenommen und fallen dadurch oft schon im Produktionsprozess Begradigungsmaßnahmen und „Ausbesserungen“ zum Opfer.
Dabei sind wir immer mehr mit Themen und Stoffen konfrontiert, für die uns die eine ewig gleiche Geschichte nicht reicht, die andere Strukturen brauchen, um erzählt werden zu können. Was macht die plotzentrierte Erzählweise aus? Was kann man damit nicht erzählen? Wie bestimmen Erzählstrukturen in dieser Marktverbreitung die Praxis des Drehbuchschreibens und unsere Sicht auf die Welt?
Die preisgekrönte Drehbuchautorin (Thomas Pluch Drehbuchpreis für Licht), Schauspielerin (Ensemblepreis für L’Animale), Lehrende an der Filmakademie Wien und DFFB Berlin hinterfragt anhand von Beispielen aus ihrer Arbeit die kanonisierte Erzählstruktur.
Anmeldung unbedingt bis 26. Juni 2018 erforderlich.
Teilnahme bei freiem Eintritt.
Ablauf
17.30 – 19.00 Lecture Teil 1
19.00 – 19.20 Pause mit kleinem Buffet
19.20 – 20.30 Lecture Teil 2
20.30 – 21.30 Get-Together
Gewerbehaus der Wiener Wirtschaftskammer
Dachgeschoß, Rudolf-Sallinger Platz 1, 1030 Wien
Anschließend laden wir zu sommerlichen Drinks auf die Dachterrasse.
In Kooperation mit der Fachvertretung Wien Film- und Musikwirtschaft in der WKW.
Kathrin Resetarits
Resetarits arbeitet als Autorin, Dramaturgin, Regisseurin, Schauspielerin.
Seit 2000 ist sie künstlerische Assistentin für Michael Haneke, seit 1999 Co-Autorin der Kabarettprogramme von Lukas Resetarits.
Sie unterrichtet an der Filmakademie Wien und an der DFFB Berlin.
Auswahl aktueller Arbeiten :
Drehbuch: Licht, 2017, Regie: Barbara Albert, Wettbewerb San Sebastian, Thomas Pluch Drehbuch Hauptpreis 2018
Dramaturgie: Western, 2017, Regie und Drehbuch: Valeska Grisebach, Un Certain Regard Cannes
Schauspiel: L’Animale, 2018, Regie: Katharina Mückstein, Berlinale Panorama
Künstlerische Assistenz: Happy End, 2017, Regie: Michael Haneke, Wettbewerb Cannes
Co Regie: Michael, 2011, Regie: Markus Schleinzer, Wettbewerb Cannes
Buch: Vögel sind zu Besuch, Czernin Verlag