Preisverleihung 1. Stufe

28. April 2025, 20:15, Filmcasino Wien

Am Montag Abend, dem 28. April 2025 fand die feierliche Preisverleihung der ersten Runde des zweistufigen Drehbuchwettbewerbs IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT im Filmcasino in Wien statt.

 

Die hochkarätige Jury hat aus 63 eingereichten Exposés 5 ausgewählt, die jeweils mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro ausgezeichnet wurden. Die Auszeichnung umfasst zusätzlich eine dramaturgische Begleitung durch erfahrene Drehbuchautor*innen, die gemeinsam mit den Preisträger*innen ausgewählt werden.

 

Die Preisträger*innen der 1. Wettbewerbsstufe

 

Das Drehbuchforum Wien, das Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport, das Österreichischen Filminstitut/gender*in*equality und FC GLORIA Feminismus Vernetzung Film freuen sich sehr, die Preisträger*innen der ersten Wettbewerbsstufe (vom Exposé zum Treatment) von IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT bekannt zu geben:

 

  • Lorenz Uhl und Jasmin Baumgartner mit Autobahn Anthems
  • Eleonore Belasi mit Castigo
  • Sandra Bohle mit Chuzpe
  • Isa Schieche mit Lawles
  • Fatih Gürsoy mit Die Wanderer der toten Zeit

 

Eine faszinierende Bandbreite an Projekten und Protagonistinnen, die ungewöhnliche Geschichten verspricht:

Eine Milieustudie als Musical über eine narkoleptische Truckerin, die unfreiwillig einen Streik auslöst, der größeren politischen Wandel bewirkt. (Autobahn Anthems)

 

Gloria, ein weiblicher Predator, findet ihren Weg zur Selbstbefreiung durch ein Heiligenritual und kannibalistische Liebeskraft und entlarvt heteronormative Erwartungen. (Castigo

 

Eine hundertjährige Holocaustüberlebende erobert die Villa, aus der sie als Kind vertrieben wurde, zurück und lässt die jetzige Bewohnerin am Image ihres Großvaters als österreichischer Schindler zweifeln. (Chuzpe)

 

Marta strandet mit ihrem Motorrad in einem queeren Stripclub. Ein feministischer Actionfilm in einer Mischung aus persönlicher Erfahrung, Kampfsportwissen und starker Community, der mit normativen Genre-Klischées bricht. (Lawles)

 

Eine kurdische Guerilla mit einem gefährlichen Geheimnis: Sie erwartet ein Kind, wofür ihr die Todesstrafe von ihrer Kampfeinheit droht. Treibt sie ab oder verlässt sie die Gruppe? (Die Wanderer der toten Zeit)

 

Wir danken der fünfköpfigen Jury:

  • Geraldine Bajard, Drehbuchautorin und Dramaturgin 
  • Mo Harawe, Drehbuchautor und Regisseur    
  • Jessica Lind, Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Dramaturgin 
  • Anna Seifert-Speck, Dramaturgin und Mentorin
  • Jeanne Werner, Schauspielerin und Drehbuchautorin, Letztjährige Hauptpreisträgerin

 

Passend zum Thema Gegenwart findet Hopeful End sprach die Drehbuchautorin und Showrunnerin Marianne Wendt mit Wilbirg Brainin-Donnenberg über die Macht des Storytellings als Hebel für gesellschaftlichen Wandel, die Wichtigkeit der Haltung und die Suche nach Geschichten des Gelingens.

 

Der 2016 initiierte Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT. Frauen*figuren jenseits der Klischees unterstützt Autor*innen bei der Entwicklung innovativer Frauen*figuren mit dem Ziel mehr Vielfalt, Lebendigkeit und neue Vorbilder in die Drehbücher und damit auch in die österreichischen und internationalen Kinos zu bringen.

 

Dank an das Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport – unser Partner des Wettbewerbs – danke an Peter Schernhuber für die Finanzierung des Wettbewerbs, um den uns viele beneiden. Danke an Roland Teichmann – Leiter des Österreichische Filminstitut und Iris Zappe-Heller - Stellvertretende Leiterin des Österreichischen Filminstituts und Beauftragte für Gender & Diversity für ihr kontinuierliches Engagement.



Schwerpunkt: Gegenwart findet ´Hopeful End´ 

 

Die Krisen, welche die Wahrnehmung unserer Gegenwart zeichnen, sind real. Die Zahl der Menschen mit Existenz- und Zukunftsängsten nimmt zu. Medien befeuern diese Ängste, Filme und Literatur reflektieren sie. Aber diese Krisen sind nur ein Teil der Wirklichkeit.   Ein anderer Teil sind soziale Errungenschaften, menschliche Haltungen und Taten, die Anlass zu Hoffnung und Zuversicht geben. Etwas Optimismus in der Weltbetrachtung und Zukunftswahrnehmung ist nicht gleichbedeutend mit Naivität, sondern stärkt erwiesenermaßen die Resilienz, verleiht Phantasie und Energie.

 An ein Happy End zu denken, heißt nicht, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, sondern in düsteren Phasen nach Lichtern Ausschau zu halten. Das „Prinzip Hoffnung“ ist aktueller denn je. Richten wir den Blick auf die filmische Gegenwart im Jetzt, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Gibt es ein Hopeful Ending?  Das diesjährige Thema von If she can see it, she can be it - Frauen*figuren jenseits der Klischées ist für viele Genres offen – vom Sozialdrama, über Musical bis zu Climate Fiction.

 

Das Thema stieß auf sehr viel Interesse, die Bandbreite der Einreichenden und Geschichten war erfreulich groß, auch die Genrebezeichnungen spiegeln die Vielfalt: Sci Fi Drama, Postapokalyptisches Drama, Mystery, Satire, Blackout Drama, Climate Fiction, Roadmovies, Thriller, Komödien, Femme-Gore, Queer SciFi Musical, Satirische Historienkomödie, Action Film, Horror, Tanzfilm, Doku-Fiction, Heimatfilm-Dystopie, Queere und gesellschaftskritische Ansätze.

Aus 63 eingereichten Exposés wurden in der 1. Stufe 5 Exposés von der hochkarätigen Jury ausgewählt und mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro und einer zusätzlichen dramaturgischen Begleitung prämiert. In der 2. Stufe wählt die Jury aus den fünf entstandenen Treatments den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis aus. Damit ist der Preis einer der höchstdotiertesten Drehbuch-Entwicklungspreise der heimischen Branche und setzt ein klares Zeichen für eine positive Veränderung von Frauen*figuren auf der Leinwand.

 

Zusätzlich zu den Preisträger*innen haben zehn von der Jury ausgewählte Autor*innen die Gelegenheit im Rahmen eines Pitchings am 16. Juni 2025 in der WKO Wien (Fachvertretung Wien Film- und Musikwirtschaft) ihre Stoffe Produzent*innen und Producer*innen zu präsentieren. Die Pitching-Veranstaltung ist eine Kooperation von Drehbuchforum Wien, FC GLORIA – Feminismus Vernetzung Film, Film Fatale – Interessensgemeinschaft österreichischer Producerinnen & Produzentinnen, Propro Produzentinnenprogramm und Österreichischem Filminstitut/gender*in*equality und der Fachvertretung Wien Film- und Musikwirtschaft in der WKW. 

 

Ausblick

Die fünf ausgewählten Stoffe werden bis Anfang November 2025 zu Treatments weiterentwickelt und stehen dann erneut im Wettbewerb. Einer der Stoffe wird durch die Jury mit einer weiteren Förderung von 15.000 Euro und zusätzlicher dramaturgischer Begleitung ausgezeichnet. In dieser Phase geht es um die Entwicklung vom Treatment zu einem fertigen Drehbuch.

 

Die Preisträger*innen

Lorenz Uhl und Jasmin Baumgartner

für Autobahn Anthems

 

Jurybegründung

Wir zeichnen einen Stoff aus, der im wahrsten und besten Sinne ein wilder Ritt über die Asphaltwüsten von Österreich ist. Wir begleiten dabei eine starke und facettenreiche Heldin, die eher aus Versehen dazu gemacht wird. Eine Truckerin in mittleren Jahren, die sich in dem männerdominierten Feld nicht behaupten muss, sondern ganz selbstverständlich ihren Platz findet. Mit viel Herz und Mut zu Arabesken entsteht hier ein schillernder Genremix. Halb Milieustudie, halb Musical sehen wir hier einen Film, der seine Figuren ernst nimmt, aber nicht davor zurückschreckt, mit Erzählkonventionen zu spielen. Ein großer Spaß, nicht nur für sein Autor*innenduo sondern auch, und davon sind wir überzeugt, für uns als Publikum. 

 

Autobahn Anthems

Die koffeinliebende Gerda verbringt ihr Leben im Lastwagen. Nach einem Unfall erfährt sie von ihrer Narkolepsie – doch statt sich behandeln zu lassen, stoppt sie einfach. Unfreiwillig löst sie einen Trucker-Streik aus, der politischen Wandel bewirkt, bis ihr Arbeitgeber sie als PR-Mittel entdeckt.

 

Lorenz Uhl, geboren in Wien, studierte Film an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, bevor er 2021 sein Studium in Drehbuch & Dramaturgie an der Filmakademie Wien begann.  Seine Drehbücher wurden auf renommierten Festivals wie Sundance, Palm Springs, Clermont-Ferrand, der Diagonale und dem Max Ophüls Preis präsentiert. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem beim Vienna Shorts Film Festival als Drehbuchautor und Regisseur. 2025 ist sein Drehbuch Sentimental Fail Club beim Berlinale Talents Market vertreten. Zudem erhielt er gemeinsam mit Raoul Bruck den ersten ZDF/Max Ophüls Treatment-Development Award für ihr Projekt Superorganismus.

 

Jasmin Baumgartner, geboren 1990 in Baden, Niederösterreich, entdeckte ihre Leidenschaft ä für das Filmemachen schon früh. Bereits mit 17 Jahren sammelte sie erste Erfahrungen in der Filmbranche. Seit 2011 studiert sie an der Filmakademie Wien Regie in der Klasse von Michael Haneke sowie Drehbuch bei Götz Spielmann. Für den ORF realisierte sie eindrucksvolle TV-Dokumentationen in Kenia, Iran und Bosnien. Ihre Musikvideos, unter anderem für Wanda, erzielten auf YouTube mehr als 25 Millionen Aufrufe und etablierten sie als gefragte Regisseurin. Neben Spielfilm- und TV- Produktionen arbeitet sie auch für namhafte Werbekunden wie Erste Bank, Sony, Colgate, das Klimaministerium, Caritas und viele mehr. Im Jahr 2016 vertiefte Jasmin ihr Schauspielverständnis durch ein Method-Acting-Studium an der renommierten Susan Batson School in New York. Ihr Spielfilm Robins Hood wurde 2020 mit dem Gedanken-Aufschluss-Preis auf der DokLeipzig ausgezeichnet. Ihr Kurzfilm Unmensch erhielt bei der Diagonale den Preis für „Bester Newcomer“.

 

Mit ihrem Film Bye Bye Bowser gewannen Jasmin und Lorenz den „Best Newcomer“-Preis bei dem Vienna Shorts Film Festival und er wurde 2024 im Wettbewerb des Sundance Film Festivals gezeigt.


Eleonore Belasi

für Castigo

 

Jurybegründung

Eleonore Belasis Projekt Castigo erzählt die Geschichte von Gloria, einer jungen Frau, die durch ein Ritual zu Ehren des Heiligen Antonius – und die humorvolle Herausforderung des Heiligen – endlich den „perfekten“ Mann treffen soll. Mit starken Frauenfiguren über drei Generationen hinweg entfaltet sich eine intensive, hochgradig filmische Horrorgeschichte: ein provokanter Spielfilm mit einer weiblichen Hauptfigur als Predator, die typische heteronormative Erwartungen und die Idealisierung romantischer Liebe entlarvt. Durch kannibalistische und zugleich befreiende Liebeskraft bahnt sich Gloria ihren Weg zur radikalen Selbstbefreiung. Castigo verspricht großes Spannungspotenzial. Eine geheimnisvolle, sinnliche Welt entsteht, in der Frauen verborgenes Wissen weitergeben: ein faszinierendes Geflecht aus Aberglauben und Befreiung.

 

Castigo Ein Heiligenritual soll Gloria den perfekten Mann bringen, doch stattdessen entfacht es eine tiefere Sehnsucht in ihr – eine unstillbare Lust nach Fleisch. 

 

Eleonore Belasi,

geboren 1993 in Bolzano (Italien), wuchs in Spanien und Italien auf. Ging dann für ihr Philosophiestudium an die Universität Wien, das sie 2022 mit einem Master abschloss. Während ihres Bachelorstudiums schrieb sie ihren ersten dramatischen Text RUHIG BLUT, das 2019 für die lange Nacht der Autor:innen ausgewählt und am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde. Bei der Uraufführung ihres vierten Stücks BLIND GANG BOOM, ONCE WE WERE GOLDEN führte Belasi selbst Regie. Ihre bisherigen Theaterstücke sind im S. Fischer Verlag erschienen. Eleonore Belasi ist Gründungsmitglied der Universität des Scheiterns. Gefördert wurde sie u.a. vom italienischen Amt für Kultur, vom österreichischen Bundesministerium für Kunst und Kultur, vom deutschen Literaturfonds, vom Literarischen Colloquium Berlin. Derzeit arbeitet sie auch gemeinsam mit Julia Franz Richter an dem Drehbuchprojekt Weisses Gold, für das sie das scriptLAB fiction Stipendium bekommen haben.

Eleonore Belasi lebt und arbeitet in Wien.


Sandra Bohle

für Chuzpe

 

Jurybegründung

Chuzpe ist nicht nur der Titel des prämierten Stoffs von Sandra Bohle, sondern auch herausragendste Eigenschaft der 100-jährigen Josie, die nach Wien zurückkehrt, um sich die Villa, aus der sie als kleines jüdisches Mädchen vertrieben wurde, zurückzuerobern. Mit diesem Verlangen bringt sie das Leben von Lene, der jetzigen Bewohnerin der Villa, grundlegend durcheinander. Lene muss erkennen, dass ihr Großvater kein österreichischer Schindler, sondern ein Kriegsgewinnler war.

 

Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, gelingt es der Autorin die Relevanz eines historischen Unrechts zu verdeutlichen, und den letzten Überlebenden dennoch ihre Ecken und Kanten zu lassen. Josie und Lene werden zu einem seltsamen Paar, das Jack Lemmon und Walter Matthau das Wasser reichen kann. 

 

Chuzpe Josie kehrt zum Sterben zurück nach Wien. Als Mädchen wurde sie vertrieben. Jetzt will sie nach Hause, in die Villa ihrer Kindheit. Aber die gehört Lene und sie hat verlernt, wie man glücklich ist.

Sandra Bohle studierte Drehbuch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien, sowie Theaterwissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte. 2006 gründete sie die Filmproduktion Spielmannfilm, gemeinsam mit Götz Spielmann und ist Co-Produzentin des Kinofilms Revanche, der auf 36 Festivals lief, 14 Preise gewann und 2009 für den Oscar nominiert wurde. Von 2000 bis 2023 war sie zuerst Dozentin, dann Senior Lecturer an der Filmakademie Wien im Fachbereich Drehbuch und Dramaturgie. 2008–2012 war sie zusätzlich Geschäftsführerin des Drehbuchforum Wien. Seit 2023 widmet sie sich ausschließlich ihrer Arbeit als Drehbuchautorin und Dramaturgin.

Sie schrieb gemeinsam mit Mirjam Unger das Drehbuch zum Kinospielfilm Maikäfer flieg zum gleichnamigen Roman von C. Nöstlinger. Er erhielt zahlreiche Preise und hatte bei seiner ORF Premiere 790 000 Zuschauer*innen.

Gemeinsam mit Ulrike Kofler und Marie Kreutzer schrieb sie das Drehbuch Was wir wollten, der von Netflix lizenziert wurde und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Thomas Pluch Hauptpreis 2021

Sandra Bohle ist Vorstandsmitglied des Drehbuchforum Wien und Vorstandsvorsitzende von FC-Gloria – Feminismus Vernetzung Film.

 


Isa Schieche

für Lawles

 

Jurybegründung

Mit einer kraftvollen Erzählung rückt dieses Projekt queere und feministische Perspektiven ins Zentrum eines Genres, das davon bisher kaum geprägt ist. Die Geschichte besticht durch eine glaubwürdige Verbindung von persönlicher Erfahrung, Kampfsportwissen und einer starken Community-Verankerung. Die facettenreiche Figurenzeichnung sowie die postapokalyptische Welt, die Fürsorge und Härte vereint, eröffnen neue filmische Räume. Besonders beeindruckt der radikale Bruch mit normativen Action-Klischees. Entstanden ist ein ebenso berührendes wie kompromissloses Konzept, das dringend auf die Leinwand gehört. 

 

Lawles

Marta reist mit ihrem vollgepackten Motorrad durch eine verwilderte und menschenleere Landschaft. Sie schläft unter freiem Himmel und ernährt sich von dem, was ihr in den Wäldern unterkommt. Gerade als ihr Motorrad Probleme macht, landet sie zufällig im queeren Stripclub - Werkstatt und Ganglokal “Lawles”. Als es scheint als hätte Marta eine Community von Gleichgesinnten gefunden, wird sie durch Verstrickungen im Rahmen einer “Fight Night”, eines Kampfsportwettkampfs immer tiefer in einen Strudel von Gewalt und Rivalität gezogen.

 

Isa Schieche

wurde 1988 in Ried im Innkreis geboren und lebt und arbeitet als bildende Künstlerin und Filmemacherin in Wien und Raab. Sie studierte Malerei bei Johanna Kandl an der Universität für angewandte Kunst (2012-2013 Studium Bildende Kunst Newcastle University) und von 2013 bis 2014 Bildende Kunst bei Monika Grzymala an der Universität für angewandte Kunst.

In ihrer filmischen und bildhauerischen Arbeit thematisiert sie Brauchtum und Handwerk, Spiel und Tanz, Schwesternschaft und Queerness. Sie ist Teil des Programmboards des Festival der Regionen, das im Juni 2025 in Braunau am Inn stattfindet. Bisherige Ausstellungen waren: Dirty Care im Kunstmuseum Bonn (2024), Die Räuberinnen bei Pilot Wien (2023), Snakes in Heaven bei Sonneundsolche Düsseldorf (2021) und Toys in der Fonda Leipzig (2020).

Ihre Filme wurden auf zahlreichen Festivals gezeigt wie dem SXSW-Texas, BFI Flare London, Diagonale Graz, Palm Springs International Film Festival, Frameline 48 San Francisco und Chéries-Chéris Paris.

 

2024 erhielt Isa Schieche den Max Ophüls Preis - Bester Kurzfilm für “Die Räuberinnen” und den Dorothea-von-Stetten-Kunstpreis. Ihre Filme wurden auf zahlreichen Festivals gezeigt. Zuletzt feierte ihr Film Dirty Car 2025 seine Premiere auf der Diagonale in Graz.


Fatih Gürsoy

für Die Wanderer der toten Zeit

 

Jurybegründung

Die kurdische Guerilla Bahar hat ein gefährliches Geheimnis: Sie erwartet ein Kind von einem Mitkämpfer, wofür beiden die Todesstrafe von ihrer Kampfeinheit droht. Bahar muss sich entscheiden, ob sie abtreibt und weiter für ihre Ideale kämpft oder das Kind behält und die Gruppe verlässt. Doch als alleinstehende Mutter und ehemalige Terroristin hat sie wenig Chancen auf eine zumutbare Zukunft... Fatih Gürsoys Exposé hat die Jury mit seiner Dringlichkeit, seiner poetischen Schlichtheit sowie stark visuellen Erzählweise berührt und überzeugt. Während Bahar von einem inneren Konflikt zerrissen wird, ist die Natur ein weiterer stiller wie gleichgültiger Protagonist. Wir möchten diese zeitlos anmutende, melancholische, aber hoffnungsvoll erzählte Geschichte gerne auf der Leinwand sehen.

 

 

Die Wanderer der toten Zeit

Drei kurdische Guerillas steigen in die Stadt hinab, um einem verletzten Freund zu helfen. Doch Bahar trägt ein Geheimnis: Sie ist schwanger. Soll sie ihr Kind abtreiben und in die Berge zurückkehren oder in der Stadt bleiben und als Mutter kämpfen?

 

 

Fatih Gürsoy

Fatih Gürsoy, in Giresun, Türkei, geboren. Er kam nach Wien, um Theater-, Film- und Medienwissenschaften zu studieren. Während seines Studiums spezialisierte er sich auf Filmregie und Drehbuchschreiben. Und mit seinem Debütfilm (45’, AT) NEVERINLAND gewann er den FIRST STEPS Deutscher Nachwuchspreis 2021, den Thomas Pluch Preis für „bestes Drehbuch 2022“ und war nominiert für den österreichischen Filmpreis 2022.

 


Lobende Erwähnungen

 

Matthias Writze für Thanatos

Thanatos von Matthias Writze ist ein Low-Tech Sci-Fi, das durch eine weibliche Hauptfigur betört, deren Trauma zur Superpower wird und sie dazu befähigt nicht nur ihren besten Freund den verführerischen Klauen einer außerirdischen Kraft zu entreißen. Dieser Stoff hat das Zeug zum elevated Genre mit gesellschaftlicher Relevanz und großem Kinopotenzial. 

 

Achmed Abdel-Salam für Käfig

Das Projekt Käfig von Achmed Abdel-Salam wollen wir mit einer lobenden Erwähnung hervorheben. Beeindruckt hat uns die feinfühlige und unaufgeregte Erzählweise über die jugendliche Rana, die im Fußballkäfig den Tod ihres Bruders verarbeitet und dabei von unserer Gesellschaft oft Übersehene in den Mittelpunkt rückt.

 

 

Gespräch mit Marianne Wendt

Marianne Wendt 

arbeitet als Drehbuchautorin, Headwriter und Showrunner für Film/TV. Sie hat eine Professur für Drehbuch an der Filmuniversität Babelsberg inne und doziert im „European Showrunning Program“ an der ifs Köln. Nach dem Studium der Architektur (UdK Berlin) und Theaterregie (Universität Hamburg) arbeitete Marianne als Dramaturgin am Deutschen Theater Berlin mit Regisseuren wie Einar Schleef, Andreas Kriegenburg, Jürgen Gosch, Thomas Langhoff und seit 2001 als freie Regisseurin an verschiedenen Staats- und Stadttheatern in Deutschland und Polen. 

 

2006 absolvierte sie den Lehrgang „Fiction producer TV“ des ISFF Berlin. Sie war 2006/07 Stipendiatin der Drehbuchwerkstatt München (Hochschule für Fernsehen und Film HFF München) und erhielt für ihr Drehbuch „Hälfte des Lebens“ den Tankred Dorst Preis. 

 

Marianne Wendt ist Creator und Showrunner der 8-teiligen Dramaserie „NEUMATT“ (8x45 min, 3 Staffeln, SRF/Zodiac Pictures). Neumatt ist die erste Schweizer Serie, die auf Netflix in 190 Ländern gelistet und in 30 Sprachen verfügbar ist. Sie schrieb und betreute die Serie „WER WIR SIND“ (6x45 min, MDR, NDR, Degeto/Viafilm) als creator und writer-producer. Die Dramaserie lief November 2023 in der ARD und wurde auf der Seriesmania 2023 im Rahmen von “Coming next from Germany” präsentiert. Die sechsteilige Miniserie „EDEN“ (SWR/Arte France, co-created mit Edward Berger) bekam den Grimme Preis Spezial 2020. 

Die Jury

Geraldine Bajard ist eine französische Drehbuchautorin und Regisseurin und lebt in London. Sie wuchs in der Schweiz, Saudi-Arabien, Marokko, Indien und Frankreich auf. Nach ihrem Studium an der École Normale Supérieure und der Sorbonne in Paris zog sie nach Berlin und studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), wo sie im Fach “Regie” abschloss. Ihr Spielfilm, The Edge, feierte Premiere beim Internationalen Filmfestival von Locarno.

Neben ihrer Tätigkeit als Regisseurin und Drehbuchautorin ist Geraldine Bajard als Co-Autorin, künstlerische Mitarbeiterin, kreative Beraterin und Dramaturgin in internationalen Filmprojekten aktiv. Dazu zählt ihre langjährige Co-Autorenschaft und künstlerische Begleitung der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner (Lourdes, Amour Fou, Little Joe, Club Zero). Sie begleitet Filmproduktionen in allen Phasen – von der ersten Idee bis zum Dreh. Zudem war sie in verschiedenen Fördergremien (CNC, ÖFI) tätig und lehrt regelmäßig an Film- und Kunsthochschulen. Derzeit entwickelt sie mehrere neue Projekte als Regisseurin und Drehbuchautorin im Bereich Spielfilm und auch visuelle Kunst.

Mo Harawe ist ein somalisch-österreichischer Drehbuchautor und Regisseur, der in Mogadischu geboren wurde. Er studierte Visuelle Kommunikation und Film an der Kunsthochschule Kassel und ist Preisträger des Outstanding Artist Award 2024 des BMKÖS.

Sein viel beachteter Debütfilm „The Village Next to Paradise“ feierte in der Sektion Un Certain Regard beim renommierten Filmfestival in Cannes seine Weltpremiere. Das Debüt folgte den beachteten Kurzfilmen „Life on the Horn“ (2020, Locarno IFF) und „Will My Parents Come to See Me“ (2022, Berlinale), der mit der Nominierung für den Europäischen Filmpreis sowie für den Österreichischen und Deutschen Filmpreis als Bester Kurzfilm im Jahr 2023 ausgezeichnet, große Erfolge erzielte.

Jessica Lind ist Drehbuchautorin und Schriftstellerin und lebt in Wien. Sie unterrichtet an der Filmakademie Wien, wo sie selbst studiert hat, und schrieb u. a. mit der Regisseurin Magdalena Lauritsch den Film Rubikon. 2015 gewann sie mit der Erzählung Mama den open mike, woraus ihr gleichnamiger Debütroman hervorging. Ihr zweiter Roman, Kleine Monster, ist bei Hanser Berlin erschienen. Ihre literarischen und filmischen Arbeiten wurden zahlreich ausgezeichnet.

Anna Seifert-Speck ist eine international tätige Dramaturgin und leitet das Script Development Diploma an der Film and Television School (NFTS) in London. Sie betreut Projekte in allen Phasen der Stoffentwicklung und kann auch im Schnitt unterstützend zur Seite stehen. Als Mentorin ist sie u. a. an Talententwicklungsprogrammen der Berlinale und der Biennale beteiligt. Viele der von ihr betreuten Projekte haben das Queer-Cinema der letzten Jahre stark geprägt, darunter „Weekend“ von Andrew Haigh sowie „God’s Own Country“ und „Ammonite“ von Francis Lee.

Jeanne Werner ist eine luxemburgische Schauspielerin und Drehbuchautorin. Sie lebt seit 2017 in Wien. Ihr Schauspiel-Studium hat sie an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Neben zahlreichen Engagements an Theatern in Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz, hat Jeanne Werner in einigen internationalen Filmproduktionen mitgewirkt: So spielte sie 2014 ihre erste größere Kinorolle in „Colonia Dignidad“ von Florian Gallenberger, in dem sie an der Seite von Emma Watson und Daniel Brühl zu sehen ist. 2020 hat sie die Hauptrolle im Kurzfilm „Cru“ von David Oesch übernommen und auch maßgeblich das Drehbuch mitgestaltet: Dieser hat am Tribeca Filmfestival den Kurzfilmpreis gewonnen. 2022 hat sie in „Corsage“ von Marie Kreutzer (Premiere in Cannes, „Un certain regard“) in einer größeren Nebenrolle mitgewirkt. Demnächst wird sie in „Nebelkind“ von Tereza Kotyk (Release: Mai 2025) in der Hauptrolle zu sehen sein. 2024 hat sie den Hauptpreis des „If she can see it, she can be it“-Drehbuchwettbewerbs des drehbuchforum Wien für ihr Drehbuchprojekt „Die Frauenburg“ gewonnen. Außerdem hat Jeanne Werner den Master in Germanistik und Romanistik an den Universitäten Zürich und Wien absolviert.