







Schwerpunkt: Gegenwart findet ´Hopeful End´
Die Krisen, welche die Wahrnehmung unserer Gegenwart zeichnen, sind real. Die Zahl der Menschen mit Existenz- und Zukunftsängsten nimmt zu. Medien befeuern diese Ängste, Filme und Literatur reflektieren sie. Aber diese Krisen sind nur ein Teil der Wirklichkeit. Ein anderer Teil sind soziale Errungenschaften, menschliche Haltungen und Taten, die Anlass zu Hoffnung und Zuversicht geben. Etwas Optimismus in der Weltbetrachtung und Zukunftswahrnehmung ist nicht gleichbedeutend mit Naivität, sondern stärkt erwiesenermaßen die Resilienz, verleiht Phantasie und Energie.
An ein Happy End zu denken, heißt nicht, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, sondern in düsteren Phasen nach Lichtern Ausschau zu halten. Das „Prinzip Hoffnung“ ist aktueller denn je. Richten wir den Blick auf die filmische Gegenwart im Jetzt, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Gibt es ein Hopeful Ending? Das diesjährige Thema von If she can see it, she can be it - Frauen*figuren jenseits der Klischées ist für viele Genres offen – vom Sozialdrama, über Musical bis zu Climate Fiction.
Das Thema stieß auf sehr viel Interesse, die Bandbreite der Einreichenden und Geschichten war erfreulich groß, auch die Genrebezeichnungen spiegeln die Vielfalt: Sci Fi Drama, Postapokalyptisches Drama, Mystery, Satire, Blackout Drama, Climate Fiction, Roadmovies, Thriller, Komödien, Femme-Gore, Queer SciFi Musical, Satirische Historienkomödie, Action Film, Horror, Tanzfilm, Doku-Fiction, Heimatfilm-Dystopie, Queere und gesellschaftskritische Ansätze.
Aus 63 eingereichten Exposés wurden in der 1. Stufe 5 Exposés von der hochkarätigen Jury ausgewählt und mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro und einer zusätzlichen dramaturgischen Begleitung prämiert. In der 2. Stufe wählt die Jury aus den fünf entstandenen Treatments den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis aus. Damit ist der Preis einer der höchstdotiertesten Drehbuch-Entwicklungspreise der heimischen Branche und setzt ein klares Zeichen für eine positive Veränderung von Frauen*figuren auf der Leinwand.
Zusätzlich zu den Preisträger*innen haben zehn von der Jury ausgewählte Autor*innen die Gelegenheit im Rahmen eines Pitchings am 16. Juni 2025 in der WKO Wien (Fachvertretung Wien Film- und Musikwirtschaft) ihre Stoffe Produzent*innen und Producer*innen zu präsentieren. Die Pitching-Veranstaltung ist eine Kooperation von Drehbuchforum Wien, FC GLORIA – Feminismus Vernetzung Film, Film Fatale – Interessensgemeinschaft österreichischer Producerinnen & Produzentinnen, Propro Produzentinnenprogramm und Österreichischem Filminstitut/gender*in*equality und der Fachvertretung Wien Film- und Musikwirtschaft in der WKW.
Ausblick
Die fünf ausgewählten Stoffe werden bis Anfang November 2025 zu Treatments weiterentwickelt und stehen dann erneut im Wettbewerb. Einer der Stoffe wird durch die Jury mit einer weiteren Förderung von 15.000 Euro und zusätzlicher dramaturgischer Begleitung ausgezeichnet. In dieser Phase geht es um die Entwicklung vom Treatment zu einem fertigen Drehbuch.
Die Preisträger*innen





Lobende Erwähnungen
Matthias Writze für Thanatos
Thanatos von Matthias Writze ist ein Low-Tech Sci-Fi, das durch eine weibliche Hauptfigur betört, deren Trauma zur Superpower wird und sie dazu befähigt nicht nur ihren besten Freund den verführerischen Klauen einer außerirdischen Kraft zu entreißen. Dieser Stoff hat das Zeug zum elevated Genre mit gesellschaftlicher Relevanz und großem Kinopotenzial.
Achmed Abdel-Salam für Käfig
Das Projekt Käfig von Achmed Abdel-Salam wollen wir mit einer lobenden Erwähnung hervorheben. Beeindruckt hat uns die feinfühlige und unaufgeregte Erzählweise über die jugendliche Rana, die im Fußballkäfig den Tod ihres Bruders verarbeitet und dabei von unserer Gesellschaft oft Übersehene in den Mittelpunkt rückt.
Marianne Wendt
arbeitet als Drehbuchautorin, Headwriter und Showrunner für Film/TV. Sie hat eine Professur für Drehbuch an der Filmuniversität Babelsberg inne und doziert im „European Showrunning Program“ an der ifs Köln. Nach dem Studium der Architektur (UdK Berlin) und Theaterregie (Universität Hamburg) arbeitete Marianne als Dramaturgin am Deutschen Theater Berlin mit Regisseuren wie Einar Schleef, Andreas Kriegenburg, Jürgen Gosch, Thomas Langhoff und seit 2001 als freie Regisseurin an verschiedenen Staats- und Stadttheatern in Deutschland und Polen.
2006 absolvierte sie den Lehrgang „Fiction producer TV“ des ISFF Berlin. Sie war 2006/07 Stipendiatin der Drehbuchwerkstatt München (Hochschule für Fernsehen und Film HFF München) und erhielt für ihr Drehbuch „Hälfte des Lebens“ den Tankred Dorst Preis.
Marianne Wendt ist Creator und Showrunner der 8-teiligen Dramaserie „NEUMATT“ (8x45 min, 3 Staffeln, SRF/Zodiac Pictures). Neumatt ist die erste Schweizer Serie, die auf Netflix in 190 Ländern gelistet und in 30 Sprachen verfügbar ist. Sie schrieb und betreute die Serie „WER WIR SIND“ (6x45 min, MDR, NDR, Degeto/Viafilm) als creator und writer-producer. Die Dramaserie lief November 2023 in der ARD und wurde auf der Seriesmania 2023 im Rahmen von “Coming next from Germany” präsentiert. Die sechsteilige Miniserie „EDEN“ (SWR/Arte France, co-created mit Edward Berger) bekam den Grimme Preis Spezial 2020.

Geraldine Bajard ist eine französische Drehbuchautorin und Regisseurin und lebt in London. Sie wuchs in der Schweiz, Saudi-Arabien, Marokko, Indien und Frankreich auf. Nach ihrem Studium an der École Normale Supérieure und der Sorbonne in Paris zog sie nach Berlin und studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), wo sie im Fach “Regie” abschloss. Ihr Spielfilm, The Edge, feierte Premiere beim Internationalen Filmfestival von Locarno.
Neben ihrer Tätigkeit als Regisseurin und Drehbuchautorin ist Geraldine Bajard als Co-Autorin, künstlerische Mitarbeiterin, kreative Beraterin und Dramaturgin in internationalen Filmprojekten aktiv. Dazu zählt ihre langjährige Co-Autorenschaft und künstlerische Begleitung der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner (Lourdes, Amour Fou, Little Joe, Club Zero). Sie begleitet Filmproduktionen in allen Phasen – von der ersten Idee bis zum Dreh. Zudem war sie in verschiedenen Fördergremien (CNC, ÖFI) tätig und lehrt regelmäßig an Film- und Kunsthochschulen. Derzeit entwickelt sie mehrere neue Projekte als Regisseurin und Drehbuchautorin im Bereich Spielfilm und auch visuelle Kunst.

Mo Harawe ist ein somalisch-österreichischer Drehbuchautor und Regisseur, der in Mogadischu geboren wurde. Er studierte Visuelle Kommunikation und Film an der Kunsthochschule Kassel und ist Preisträger des Outstanding Artist Award 2024 des BMKÖS.
Sein viel beachteter Debütfilm „The Village Next to Paradise“ feierte in der Sektion Un Certain Regard beim renommierten Filmfestival in Cannes seine Weltpremiere. Das Debüt folgte den beachteten Kurzfilmen „Life on the Horn“ (2020, Locarno IFF) und „Will My Parents Come to See Me“ (2022, Berlinale), der mit der Nominierung für den Europäischen Filmpreis sowie für den Österreichischen und Deutschen Filmpreis als Bester Kurzfilm im Jahr 2023 ausgezeichnet, große Erfolge erzielte.

Jessica Lind ist Drehbuchautorin und Schriftstellerin und lebt in Wien. Sie unterrichtet an der Filmakademie Wien, wo sie selbst studiert hat, und schrieb u. a. mit der Regisseurin Magdalena Lauritsch den Film Rubikon. 2015 gewann sie mit der Erzählung Mama den open mike, woraus ihr gleichnamiger Debütroman hervorging. Ihr zweiter Roman, Kleine Monster, ist bei Hanser Berlin erschienen. Ihre literarischen und filmischen Arbeiten wurden zahlreich ausgezeichnet.

Anna Seifert-Speck ist eine international tätige Dramaturgin und leitet das Script Development Diploma an der Film and Television School (NFTS) in London. Sie betreut Projekte in allen Phasen der Stoffentwicklung und kann auch im Schnitt unterstützend zur Seite stehen. Als Mentorin ist sie u. a. an Talententwicklungsprogrammen der Berlinale und der Biennale beteiligt. Viele der von ihr betreuten Projekte haben das Queer-Cinema der letzten Jahre stark geprägt, darunter „Weekend“ von Andrew Haigh sowie „God’s Own Country“ und „Ammonite“ von Francis Lee.

Jeanne Werner ist eine luxemburgische Schauspielerin und Drehbuchautorin. Sie lebt seit 2017 in Wien. Ihr Schauspiel-Studium hat sie an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Neben zahlreichen Engagements an Theatern in Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz, hat Jeanne Werner in einigen internationalen Filmproduktionen mitgewirkt: So spielte sie 2014 ihre erste größere Kinorolle in „Colonia Dignidad“ von Florian Gallenberger, in dem sie an der Seite von Emma Watson und Daniel Brühl zu sehen ist. 2020 hat sie die Hauptrolle im Kurzfilm „Cru“ von David Oesch übernommen und auch maßgeblich das Drehbuch mitgestaltet: Dieser hat am Tribeca Filmfestival den Kurzfilmpreis gewonnen. 2022 hat sie in „Corsage“ von Marie Kreutzer (Premiere in Cannes, „Un certain regard“) in einer größeren Nebenrolle mitgewirkt. Demnächst wird sie in „Nebelkind“ von Tereza Kotyk (Release: Mai 2025) in der Hauptrolle zu sehen sein. 2024 hat sie den Hauptpreis des „If she can see it, she can be it“-Drehbuchwettbewerbs des drehbuchforum Wien für ihr Drehbuchprojekt „Die Frauenburg“ gewonnen. Außerdem hat Jeanne Werner den Master in Germanistik und Romanistik an den Universitäten Zürich und Wien absolviert.
